Drei Anfängerfehler beim Seidenmalen – und wie Du sie vermeidest
Aktualisiert: 20. Nov. 2019
Kennst Du den Spruch "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen"? Ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen: Er ist wahr. Lies hier meine drei wichtigsten Tipps, um auch als AnfängerIn schnell zu schönen Ergebnissen zu kommen.

1. Sofort alles können wollen, zu große Erwartungen haben
Als ich begann, mit dampffixierbaren Farben zu arbeiten, hatte ich die wunderbaren Ergebnisse im Kopf, die andere Menschen mit dieser Methode erzielten: grandiose Seidentücher mit fantastischen Farbnuancen in atemberaubenden Mustern. Mein erster selbstgestalteter Schal brachte mich ernüchtert auf den Boden der Realität zurück: Farbflächen, die sich ungewollt ausbreiteten, unschöne Farbränder zu anderen Farben, keine der Farbeffekte, die ich beabsichtigt hatte …. und zu guter Letzt noch Brandlöcher nach dem Versuch, mein Werk gemäß Anleitung im Microwellengerät zu fixieren: eine einzige Niederlage!
Ich ließ mich aber nicht entmutigen und experimentierte weiter.
2. „Malen“ wollen in der Nass-auf-Trocken Technik
Hat man einen Seidenschal erst einmal aufgespannt, so entstehen im Kopf oft von selbst Bilder und Vorstellungen, wie der zu gestaltende Schal aussehen soll: Er soll zwar kein Bild im weitesten Sinne werden, dennoch mit abgegrenzten Farbflächen ein gewisses figürliches Ergebnis erzielen. Beginnt man nun auf dem trockenen Untergrund zu malen, erlebt man bald seine erste Enttäuschung: Die Farben zerrinnen und breiten sich aus und an den Farbrändern bilden sich unschöne Trocknungslinien, die noch schärfer hervortreten, wenn sie mit neuer nasser Farbe berührt werden.
Willst Du in gewisser Weise „figürliche“ Darstellung oder klare Muster, so musst Du zuerst mit Gutta oder Wachs Begrenzungslinien für die einzelnen Farbflächen auf die Seide aufbringen. Nach dem Trocknen kannst du anschließend die einzelnen entstandenen Flächen vorsichtig mit Farbe füllen, ohne dass Trocknungsränder oder ungewollte Farbübergänge entstehen.
3. „Malen“ wollen in der Nass-auf-Nass Technik wie mit Acrylfarben
Wenn man beginnt, mit Farbe auf feuchter Seide zu arbeiten, so entsteht fast unweigerlich die Vorstellung, die Seidenfarben wie bei Acrylmalerei verteilen und vermischen zu können. Das ist – wie Du bald feststellen wirst – eine irrige Annahme. Wenn Du spezielle Hell-/Dunkeleffekte einer Farbe erzielen oder gar gewisse kleine Bereiche des Untergrundes weiß belassen willst, musst Du zu speziellen Winde- oder Knittertechniken für die Seide greifen. So kann in die Stofffalten weniger oder gar keine Farbe eindringen und sich an der Oberfläche - diesmal gewollte - farbintensivere Trocknungsränder ergeben. Auch hier gilt, nicht sofort alles zu wollen. Mit der Zeit lernst Du, diese Effekte bewusst zu steuern und einzusetzen.
Das Wichtigste: Nicht aufgeben
Enttäuschungen sind dazu da, Dich zu ent-täuschen, also Dich auf den Boden der Realität zurückzuholen. Lass Dich nicht aus der Ruhe bringen, diese Erfahrungen sind wichtig und zeigen Dir Wege auf, wie Du beim nächsten Werkstück anders vorgehen könntest. Die Farben und die Seide wollen zu Deinen Freunden gemacht werden!
Und noch eine Erfahrung will ich mit Dir teilen: Versuche in Deinen ersten Seidenarbeiten nicht enttäuscht das Ergebnis zu suchen, das Dir nicht gelungen ist, sondern sieh es mit den unvoreingenommenen Augen eines Unbeteiligten an! Hat es nicht doch einen unerwarteten Charm, eine ganz besondere Ausstrahlung, wenn Du es von Deinen Erwartungen entkoppelst?
Also: Weitermachen.